Keramikfabrik in Volmarstein

Die Firma „SCHLOSSBERG KERAMIK“ wurde 1946 von Ilse und Theodor(e) Ludwig Stephan im Dorf Volmarstein als Keramik-Werkstatt gegründet.

Bild 1: Mitarbeiterin L. Schemann am Brennofen

Theodor(e) Ludwig Stephan stammt aus Essen. Sein Vater Theodor Stephan gründete 1902 die „Theodor Stephan KG“ in Essen, welche Abbaurechte für Sand- und Kiesgruben sowie Steinbrüche besass. 1919 wurden die Abbaurechte für Tongruben in Langenaubach (heute zu Haiger-Burbach gehörig) erworben und ab 1938 wurde Spezialton für die keramische Industrie produziert. Theodor(e) Ludwig Stephan heiratete Ilse Schmermund, Tochter des volmarsteiner Arztes Dr. Hermann Schmermund. Die Familie wohnte in Essen. Aufgrund der Bombardierungen von Essen im 2. Weltkrieg wohnten sie in Hagen (Hohenhof) und Volmarstein.

Bild 2: Blick ins Atellier

Der Name „SCHLOSSBERG KERAMIK“ leitete sich von der Lage der Werkstatt am Fuße des Schloßbergs der Burgruine Volmarstein ab. Die Werkstatt war hinter der Gaststätte „Bahnhof Volmarstein“ (auch „Breuking“ genannt) an der Hagener Straße, schräg gegenüber des Bahnhofs Volmarstein. Die Gebäude wurden später für die Verbreiterung der Hagener Straße zusammen mit der Gaststätte abgerissen.

Zunächst wurden ausschließlich handgetöpferte und handbemalte Produkte, u.a. Fayoncen produziert, die auf den Messen in Frankfurt und Hannover großen Anklang fanden. Wobei Fayencen lt. Frau Loh-Stephan vermutlich auf Eigeninitiative von Mitabeiterinnen entstanden, denn sie seien kein Teil des offiziellen Produktangebotes gewesen.

Bild 3: Gravur „T und S“

Es wurde ausschließlich weißer Ton verwendet und einige Stücke wurden mit den ineinander verschlungenen Buchstaben „T“ und „S“ gekennzeichnet, welche die Initialen des Mitbegründers Theodor(e) Stephan darstellten. Bei Produkten der Serienproduktion wurde oft nur noch eine Form- und Größennummer eingraviert oder eingegossen, getrennt durch einen Schrägstrich oder übereinander angeordnet. Einige Stücke sind jedoch unbeschriftet.

Bild 5: Fayencengravur
Bild 4: Fayence eines Eisbären
Bild 6: Fayence eines Lamms oder Zicklein

Es gab auch eine Kooperation mit der Firma Eschenbach, deren Umstände bisher allerdings nicht genau aufgeklärt werden konnte. Ob von Eschenbach gelieferte Rohlinge in der Werkstatt von Schlossberg Keramik bemalt oder Rohlinge von Schlossberg Keramik nach Eschenbach geliefert wurden, konnte bislang nicht geklärt werden. Vermutlich hing diese Kooperation mit massiven Bombenzerstörungen der Firma Eschenbach in Zusammenhang.

Bild 7: Eschenbach Teller mit Bemahlung von Schlossberg Keramik
Bild 8: Eschenbach Teller mit Gravur von L. Schemann

Das Unternehmenswachstum und eine fortschreitende Umstellung auf Serienproduktion machten zweimal eine Erweiterung der Gebäude in Volmarstein erforderlich. Als eine Vergrößerung aufgrund der eingeengten Lage zwischen der damaligen volmarsteiner Bahnhofstraße und der Hagener Straße nicht mehr möglich war, wurde die Produktion im Jahr 1954 ins hessische Langenaubach verlagert. Hintergrund war sicher auch, dass dort die Tongruben der „Theodor Stephan KG“ lagen, die seit Kriegsende von Theodor Ludwig Stephan als eigenständiges Unternehmen geführt wurden.

Bild 9: Blick in die Töpferwerkstatt
Bild 10: Mitarbeiter in Volmarstein

In Langenaubach errichtete man ein neues Produktionsgebäude für die Keramikproduktion und im selben Jahr wurde die Designerin Liesel Spornhauer eingestellt. Sie blieb bis 1959 für die Formen und Dekore verantwortlich. Obwohl SCHLOSSBERG KERAMIK ein relativ unbekannter Akteur auf dem Gebeit der deutschen Kunstkeramik bleiben sollte, gelang es dem Unternehmen eine große Anzahl erstklassiger Entwürfe zu produzieren. Mit dem Ausscheiden von Sponhauer übernahm die Mitbegründerin Ilse Stephan die Position der Chefdesignerin. In den sechziger Jahren legte man den Schwerpunkt auf die Produktion der bliebten „Fette Lava“ Dekore. Der talentierte Hans Welling, für seine bahnbrechenden Entwürfe für „Ruscha & Ceramano“ bekannt, konnte als freier Mitarbeiter gewonnen werden. Leider konnte das Unternehmen nicht an seine Erfolge der 1950er und 1960er Jahre anknüpfen und musste 1975 die Produktion einstellen.

Bild 11: Volmarsteiner Produktion
Bild 12: Kanne aus volmarsteiner Produktion
Bild 13: Gravur unter der Kanne

Aber damit ist die Geschichte dieser Firma nicht beendet, denn der Erfolg der damals hergestellten Produkte reicht bis in die heutige Zeit hinein. Die Markt- und Auktionspreise befinden sich seit längerem in einem ständigen Höhenflug. So erzielte ein Doppelgänger des im obigen Bericht vorgestellten Eisbären im Juli des Jahres 2023 in der Fernsehsendung „Bares für Rares“ einen Auktionspreis von 360 €.

Aus der aktiven Produktionszeit von 1946 bis 1975 gab es keine Hinweise auf die Herstellung von Sonderanfertigungen. Doch bei näherer Recherche wurden Erstaunliches entdeckt: es gab Sonderanfertigungen. Nachfolgend zwei Beispiele:

Eisbärplastik von Fritz Illberg
Bei der oben auf dem Foto dargestellten Eisbärfigur handelt um ein Hochzeitsgeschenk eines volmarsteiner Freundeskreises. Der bekannten Kampffliegers Fritz Illberg heiratete am 2. Juli 1951 Christel Feldhaus. Sie war die Tochter der Wirtsleute Karl und Lina Feldhaus von der „Schenkwirtschaft zum Aussichtsturm von Reinhold Feldhaus“.
Ein Doppelgänger dieser Eisbärplastik erzielte im Juli 2023 in der Fernsehsendung „Bares für Rares“ einen Auktionspreis von 360 €.

Jubiläums-Vase von Ernst Brose
Zu den herausragenden Exponaten unseres Heimatmuseums zählt die 1952 in Auftrag gegebene Arbeit einer Jubiläums-Vase zum 60. Geburtstag des damaligen Amtsdirektors von Volmarstein, Ernst Brose (12.05.1852 – 16.02.1975). Es handelt sich um eine Leihgabe, die der ehemalige Stadtarchivar von Wetter, Dr. Dietrich Thier, freundlicherweise dem Heimatmuseum Wetter überlassen hat.

Wer sich Exponate aus der damaligen Produktion ansehen möchte, der hat dazu gute Gelegenheit bei einem Besuch des Heimatmuseums in der Hegestr. 12 in Wetter-Volmarstein zu den üblichen Öffnungszeiten oder nach vorheriger Kontaktaufnahme.

Produkte aus der Zeit ab 1954 können online bei der Keramiksammlung von Ralph J. Schumann besichtigt werden (Stand 24.02.2025).

Autoren: Ernst Vohmann und Thorsten Schmitz

Quellen:
1. Auskunft von Frau Iris Loh-Stephan aus Haiger
2. Webseite Modern Redux (Stand 12.05.2022)
3. Webseite der Firma Theodor Stephan KG (Stand 23.11.2023)

Bildquellen:
– Bilder 1 bis 4 und 6 bis 13 aus der Sammlung Elke Weber
– Bilder 4 und 5 aus der Sammlung Ernst Vohmann

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