Gustav Vorsteher

Gustav Vorsteher
Bild 1: Gustav Vorsteher

Herkunft der Familie Vorsteher

Die Familie Vorsteher stammt vom Vorsteherhof in Hagen-Emst. Die Vorfahren waren die „Vorsteher“ der Bauernschaft Emst (heute Hagen) und nannten sich ursprünglich „von Eimbst“ (von Emst). Sie waren evangelisch-lutherischer Konfession. Die Familie soll bis ins 15. Jahrhundert zurück verfolgt werden können. Der Vorsteherhof in Emst war ein zum Volmarsteiner Lehen in Dahl gehöriges Gut.

Scheune des Vorsteherhofes zu Emst
Bild 2: Scheune des Vorsteherhofes in Hagen-Emst (1957 abgerissen)

Der Sohn von Jasper zu Eimbst (1621-1691), Johann Caspar (1662-1737) war vermutlich der erste aus der Familie, der sich nach seinem Amt auch mit Namen „Vorsteher“ nannte. Er hatte mindestens 3 Söhne, von denen der Jüngste, Henrich Wilhelm (1719-1773), eine Anna Maria Schmidt aus Voerde heiratete.

Johann Caspar Vorsteher und Anna Schmidt wohnten „In der Lieth“ bei Oberbauer (heute Ennepetal) und hatten 2 Töchter und 3 Söhne.

Deren Sohn Caspar Henrich (1764-1814) war von Beruf Tagelöhner und verzog nach Wetter an der Ruhr. Hier heiratete er 1796 Anna Catharina Kinckler (sie wurde in älteren Zeitungsartikeln auch Kinkel geschrieben). Sie war Tochter des aus Hagen stammenden und auf Gut Schede wohnenden Diedrich Kinckler und die Witwe von Eberhard Bönhoff. Mit ihr hatte Caspar Henrich Vorsteher insgesamt sechs Kinder (2 Jungen und 4 Mädchen).

Der älteste Sohn, Johann Caspar Heinrich (1801-1870), später nur noch Caspar Heinrich genannt, ist der Vater von Gustav Vorsteher.

Anna Catharina Kinckler heiratete bereits 1786 den aus Oespel stammenden Sensenschmied und Witwer Eberhard Bönhöff. Dieser starb 1794. Zusammen hatten sie ebenfalls sechs Kinder. Sie ist somit die Stammmutter der wetterschen Familien Bönnhoff und Vorsteher.

Die Eltern und Geschwister von Gustav Vorsteher

Caspar Heinrich Vorsteher heiratete 1826 Carolina Maria Elisabeth Albus (1807-1864), Tochter des Hufschmieds Adam Albus. Das Paar hatte 9 Kinder (5 Jungen und 4 Mädchen).

  • Wilhelm (1827-1834)
  • Caroline (*1830)
  • Louise (1832-1881) heiratete 1853 den Steinhauer Carl Steinbach
  • Friedrich (*1834)
  • Gustav (1836-1914)
  • Friederike Wilhelmine Henriette (*1838) heiratete 1858 den Böttcher Carl Wilhelm Schulte
  • Carl Heinrich Wilhelm (*1841)
  • Friederike Caroline „Lina“ Wilhelmine (1842-1886) heiratete 1867 den Bäcker Eberhard Rüping
  • Heinrich Wilhelm (*1846) heiratete 1885 Anna Margarethe Wilhelmine Kleinschmidt und verzog nach Hannover.

Caspar Heinrich Vorsteher war zuerst als Fabrikschleifer tätig und besaß später einen eigenen Schleifkotten im Schöntal, dort wo die „Düllmannschen Besitzungen senkrecht auf den Mühlengraben“ zuliefen. Hier wurden die Messer der Wetteraner Messerschmiedemeister Schaberg, Kranz, Kohl, Büser, Moll usw. geschliffen.
Der Schleifkotten stand noch 1936, gehörte aber dem Ruhrverband. Das ehemals niedrige Gebäude mit Wasserrad ist zu einem zweistöckigen Bau umgebaut worden.

Die Familie Vorsteher wohnte auf einem Grundstück hinter der damaligen Konditorei Geldmacher auf der heutigen Kaiserstraße (vermutlich im Hinterhof des heutigen Grundstücks Kaiserstr. 85). Das Haus kaufte Caspar Heinrich im Jahr 1831 von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde.

Das Geld reichte der Familie gerade so zum Leben. Um aber sein bescheidenes Einkommen aufzubessern, suchte er weitere Einkommensmöglichkeiten. Seine Neugier half ihm dabei. So schaute er sich z.B. an, was die Leute im Mallinckrodter Wald so taten. Er tat es ihnen gleich und kaufte dann dort eine Eiche. Diese konnte er mit stattlichem Gewinn wieder verkaufen und so wurde er ab 1842 auch im Holzgeschäft tätig. Er bemerkte dann schnell die Bedeutung von Holz in Zeiten zunehmender Grubentätigkeit (für Stempel) und des Eisenbahnbaus (für Schwellen). Dies nutzte er geschickt zum Ausbau des Geschäftes aus.

Gustav Vorsteher

Gustav Vorsteher war das 5. Kind und wurde am 08. Januar 1836 in Wetter geboren und am 07. Februar 1836 evangelisch-lutherisch getauft. Seine Taufpaten waren Wilhelm Rottmann, Peter Wilhelm Tappe, Gottfried Sporbeck und die Ehefrau von Caspar Heinrich Fischer.

Er musste bereits in jungen Jahren zusammen mit seinem jüngeren Bruder Heinrich im Holzgeschäft des Vaters helfen. Ein dritter Bruder half wohl ebenfalls. Sie mussten mit in den Wald und bei der Abfuhr der Bäume helfen. Später erzählte er mit Stolz, dass seine Mutter ihn jeden Morgen um 4 Uhr weckte und ihm „auf den Weg zur Arbeit“ half. Er sagte gern: „Ich habe gelernt zu arbeiten„. Nach dem Tode des Vaters im Jahr 1870 erbten alle drei Brüder den Holzhandel, jeder ging jedoch seinen eigenen Weg.

Bild 3: Verlobungsanzeige in der „Kölnischen Zeitung“

Im Alter von 20 Jahren leistete Gustav Vorsteher seinen Militärdienst in einem Garderegiment in Berlin. Dort blieb er von 1856 bis 1858.

Bild 4: Anna Vorsteher geb. Hülsberg

Mit 32 Jahren heiratete er am 10. Dezember 1868 Anna Hülsberg vom Gut Niederste Hülsberg in Vorhalle. Sie war Tochter des Holzhändlers Friedrich Peter Hülsberg. Ihre 5 Brüder waren ebenfalls als Holzhändler tätig und sie brachte ein stattliche Mitgift in die Ehe ein, die dem Holzhandel von Gustav Vorsteher erheblichen Vortrieb brachte. Gustav machte u.a. Geschäfte mit Grubenzechen im Ruhrgebiet, Sägewerken in Bayern und er verkaufte sein Holz auch bis nach England.

Am 30 November 1876 wurde er in der Gemeinde-Verordneten-Ergänzungswahl wieder gewählt. Daraus kann man schließen, dass er schon vor 1876 Gemeinde-Verordneter (Stadtrat) der Gemeinde Wetter war.

Am 19. Januar 1877 wurde Gustav Vorsteher durch Testament und Vertrag als alleiniger Eigentümer der Firma „C. Heinr. Vorsteher“ ins Handelsregister eingetragen. Dies lässt darauf schließen, dass er den Holzhandel im Zuge der Erbauseinandersetzung von seinen Brüdern erworben hatte.

Den Holzhandel und die Sägewerke (u.a. ein Dampfsägewerk in Huckarde bei Dortmund) betrieb er weiter unter dem Firmennamen „C. H. Vorsteher“.

Noch im Jahr 1880 wurde Gustav Vorsteher in das Komitee zur Errichtung eines Harkort-Denkmals gewählt. Die initiierende Versammlung trat im Rheinischen Bahnhof Herdecke (abgerissen) zusammen. Später war er auch Mitglied des Festausschusses für die Ausrichtung des Harkortbergfestes.

Ab 1883 war er auch mehrfach Schöffe und Geschworener bei verschiedenen Gerichten in Hagen.

Im März 1894 kaufte Gustav Vorsteher von der Witwe des Ingenieurs der Märkischen Maschinenbauanstalt Julius Blank, Eudora geb. Schulze, deren südlich der mittleren Kaiserstraße gelegenen Gärten für 45.000 Mark. Im Jahr 1895 ließ er sich dort die repräsentative Villa an der Kaiserstraße bauen. Die Pläne erstellte (wie später beim Rathaus Wetter) der Königliche Baumeister Gustav Werner aus Berlin. Werner war der Ehemann einer Nichte seiner Frau und gleichzeitig der Schwager seines kleinen Bruders Heinrich Wilhelm.

Bild 5: Villa Vorsteher, im Hintergrund das zugehörige Kutscherhaus

Am 23. Januar 1897 wurde ihm von Seiner Majestät dem Preußischen König der Titel „Kommerzienrat“ verliehen. Dieser Titel wurde jedoch nicht aufgrund besonderer Talente oder Verdienste vergeben, sondern man erwarb die Verleihung durch nicht unerhebliche Geldspenden. Durch solche Titelvergaben wurde umgangssprachlich der Begriff „Geldadel“ geprägt.

Der Sauerländer Gebirgsverein ernannte ihn am 27. März 1897 aufgrund seiner großen Verdienste zum Wohle des Vereins zum Ehrenmitglied.

Seine Frau Anna wurde am 25. März 1898 in den Vorstand des soeben gegründeten „Vaterländischen Frauenverein Wetter“ gewählt.

1899 gründete er u.a. mit Emil Eckardt in Herdecke das Stahlblech-Walzwerk „Eckardt & Co. G.m.b.H.“ am Herdecker Rheinischen Bahnhof. Es wurden Stahlbleche, Schaufeln und Spaten hergestellt und die Firma ist heute (nach Fusion mit der Fa. Bredt aus Witten) unter dem Namen „Idealspaten“ weltbekannt.

Gustav Vorsteher war Mitglied des Verwaltungsrates der Zeche Siebenplaneten in Langendreer, von der er 1899 sechs Kuxe erwarb. Bereits ab 1894 war er Mitglied des Verwaltungsrats der Bergbau Aktiengesellschaft Pluto zu Essen (bis zum 28. April 1898 nur stellvertretendes Mitglied). Zudem war er mindestens seit 1903 Aufsichtsrat des Schalker Gruben- und Hüttenvereins, ab 1909 aufgegangen in der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien-Gesellschaft. Das Mandat als Aufsichtsrat legte er 1910 nieder.

Er erwarb von der Zeche Luise-Tiefbau Anfang 1899 die in Barop gelegene, stillgelegte und verfüllte Zeche „Wittwe“ für 75.000 RM. Auf diesem Gelände ließ er ein großes Sägewerk errichten. Anfang 1913 verkaufte er das Grundstück für 170.000 RM an die Reichsbahn nachdem 1912 das Sägewerk still gelegt wurde.

Wegen seiner Opferwilligkeit für die freiwillige Krankenpflege der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) wurde ihm am 24. Oktober 1905 die Rote-Kreuz-Medaille 2. Klasse verliehen.

Bild 6: Ausschnitt aus der Ehrenbürgerurkunde

Am 04. Januar 1906 wurde Gustav Vorsteher während einer Ratssitzung zum Ehrenbürger der Stadt Wetter ernannt. Die Urkunde wurde ihm zu seinem 70. Geburtstag am 08. Januar 1906 feierlich übergeben. Er war der erste Ehrenbürgern der Stadt Wetter (Ruhr).

Die Stadt Wetter beantragte am 26. Juni 1906 beim preußischen Staat die Verleihung des Roten Adler Ordens 4. Klasse an Gustav Vorsteher, welcher ihm am 03. Oktober 1906 vom preußischen König verliehen und vom Landrat Hartmann überreicht wurde.

Gustav Vorsteher wurde am 04. Juli 1908 auch noch als Kreistagsabgeordnerter des Kreises Hagen eingeführt.

Am 20. Dezember 1909, aus Anlass der Einweihung des Rathauses, wurde ihm der Titel „Königlich Geheimer Kommerzienrat“ zuerkannt (Antrag vom 03. August 1909, Patent vom 28. November 1909).

Gustav Vorsteher war äußerst kinderlieb und sehr sozial eingestellt. Aber er war auch „Nationalist“ und ein Gegener der Sozialdemokratie sowie ein Bewunderer des Fürsten Bismarck. Er blieb bis ins hohe Alter ein anspruchsloser Mensch und spendete immer wieder für bedürftige Kinder. Auch schickte er diese manchmal zur Erholung auf eigene Rechnung zu seiner Lieblingsinsel Norderney. Einige Jugendliche studierten sogar auf seine Kosten. Er verhalf Arbeitern auch schon mal zu einem eigenen Haus; dazu vergab er Darlehen und wenn die Familie sich gut und sittsam im Haus eingelebt hat, machte er still und heimlich „einen Strich“ durch die Schuld.

Bild 7: Todesanzeige

Gustav Vorsteher hatte aber selbst keine Kinder. Nach dem Tode seiner Schwester Lina, verh. Rüping, im Jahr 1886 nahm er jedoch deren jüngste Tochter Marie (1878-1954) bei sich auf. Marie Rüping ist in der Villa Vorsteher aufgewachsen und heiratete Robert Stratmann aus Witten. Nach dem Tode von Anna Vorsteher war sie aber nicht die Erbin des Vermögens, denn mehr als 30 Personen, vornehmlich von der Hülsberger Seite, wollten etwas von dem Besitz abbekommen. Robert Stratmann kaufte aber den Grundbesitz um die Villa Vorsteher auf. Daher sprach man später auch schon mal von der Villa Stratmann.

Politisch war er Mitglied der Nationalliberalen Partei Westfalens, ein Parteigenosse in Wetter war u.a. Peter Harkort.

Gustav Vorsteher starb am 05. Dezember 1914 in Wetter und wurde am 9. Dezember 1914 auf dem Alten Friedhof an der Bornstraße beerdigt. Seine Frau Anna geb. Hülsberg starb am 24. Januar 1927 in Wetter.

Das Grabmahl der Familie Vorsteher ist auf dem Alten Friedhof an der Bornstraße in Wetter erhalten.

Bild 8: Grabstein

Heute erinnert noch neben dem Bürgerhaus „Villa Vorsteher“ auch der am 24. Dezember 1938 von Weidenstraße in Gustav-Vorsteher-Straße umbenannte Straßenname vom Amtsgericht bis zum Harkortsee an ihn. Eine Bronzebüste von ihm ist im Ratssaal des Rathauses aufgestellt.

Spenden und Stiftungen von Gustav Vorsteher

Gustav Vorsteher war tief verwurzelt in seiner Heimatstadt Wetter und das brachte er auch durch seine vielen Spenden, hauptsächlich für Wetter und Umgebung, zum Ausdruck:

Klamottendenkmal auf Norderney
Bild 9: Klamottendenkmal auf Norderney
  • für den Bau des Harkortturmes auf dem Alten Stamm in Wetter (1884)
  • der neuen Kirche in Hagen-Vorhalle stiftete er die Orgel
  • das Grundstück für das Krankenhaus in Wetter (Gartenstraße) im Wert von 50.000 RM (März 1889)
  • für die Kirche in Silschede stiftete er die drei Glocken (1891)
  • für den Neubau der Rektoratsschule in Wetter 3.000 RM (1891)
  • das Pflege- und Waisenhaus in der Gartenstraße in Wetter (1968 geschlossen und abgerissen) im Wert von 50.000 RM (am 17. Oktober 1894) – es wurde 1909 noch um einen Kindersaal erweitert und von ihm mit einer elektrischen Waschmaschine ausgestattet
  • Stiftung an den Krieger- und Landwehrverein Wetter in Höhe von 3.000 RM (1895)
    Die Zinsen sollten jedes Jahr zum Sedansfest an bedürftige Mitglieder des Vereins ausgeschüttet werden.
  • für den Bau der Overwegbrücke zwischen Wetter und Volmarstein 5.000 RM (1895/1896). Da sich der Bau der Brücke verzögerte wurde sie aber erst am 31. Oktober 1899 eingeweiht.
  • 1896 setzte er sich für die Gründung einer Lungenheilanstalt im Landkreis Hagen ein (Spendensumme unbekannt)
  • für die Diakonissenanstalt in Witten 5.000 RM (1898)
  • für eine Kirche in Königsberg 5.000 RM
  • das Grundstück für die katholische Kirche in Wetter
  • ein „Freibett“ im Krankenhaus Wetter (1897)
  • 25 Fuhren Holz für ein Ehrenfeuer zum Geburtstag des verstorbenen Fürsten Bismarck am 1. April 1899 auf dem Harkortberg
  • für die Errichtung des Saalbaus der Verbandsanstalt evangelischer Arbeitervereine in Volmarstein 5.000 RM (1899)
  • für „Kriegsspiele“ des Herdecker Krieger-Vereins zum Sedan-Fest (Manöver zwischen Ende und Westende): Mausergewehre Modell 71 (1899)
  • für die Kreisvolksbibliothek in Hörde 500 RM (1900)
  • Bismarck-Relief an die Gemeindevertretung Wetter (am 19. August 1904)
  • für die Herstellung des Weges von Westende zur Voßkuhle (heute Ender Talstraße) 5.000 RM am 06. März 1905
  • das Grundstück für die Turnhalle und der höheren Knabenschule an der Bismarckstraße im Wert von 13.000 RM (März 1905)
  • zum 90. Geburtstag des Fürsten Bismarck einen Staket-Zaun um die Bismarckeiche auf dem alten Friedhof in Ende (01. April 1905).
  • für den Neubau der Lutherkirche in Wetter 12.000 RM
  • für das „Klamottendenkmal“ auf Norderney einen Sandstein aus Wetter
  • für den wetterschen Krieger- und Landwehrverein 3.000 RM
  • für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf Hohensyburg 3.000 RM
  • für die Bekämpfung der Sozialdemokratie 3.000 RM (1905)
  • Wald und Anpflanzungen auf dem Wetterberg (heute Harkortberg) von 31,6 ha als Gemeindewald im Wert von 45.000 RM (19. Mai 1906)
  • für die Opfer der Explosion der Roburitfabrik in Witten 3.000 RM
  • an die Rabestiftung in München 1.000 RM
  • an die Gräberstifung in Witten 2.000 RM
  • für die notleidenden Deutschen in Russland 6.000 RM
  • für das Kaiser-Friedrich-Denkmal in Berlin 1.000 RM
  • an den Reichsverband zur Abwehr der Sozialdemokratie nochmals 1.000 RM
  • Zeppelinspende 500 RM
  • verschiedene Wohlfahrtsanstalten zwischen 1906 und 1909 zusammen ca. 6.000 RM
    (z.B. für die Weihnachtsbescherung des Ev. Männervereins in Dortmund-Eving 50 RM)
  • für die Erneuerung des „Kriegerehrenmals der Gefallenen des Krieges 1870/1871“ auf dem Marktplatz (heute der Platz vor dem Stadtsaal) stiftete seine Frau 4.750 RM (1907)
  • 1909 für den Bau des Ratshaus Wetter und der Ausstattung stellte er 250.000 RM (¼ Million Goldmark) zur Verfügung – das Grundstück gehörte Emil Bönnhoff
  • für das Freiherr-vom-Stein-Denkmal am Rathaus nochmal 10.000 RM extra
  • für die Anbringung von Gemälden im Sitzungsaal und dem Portrait von Kaiser Wilhelm II. im Ratssaal zusätzlich 6.000 RM

Die Schenkung des Rathauses

Bild 10: Rathaus Wetter

Die Schenkung des Rathauses dürfte einmalig in der Geschichte des Deutschen Reiches sein, da bislang kein weiterer Fall bekannt ist, in dem ein Bürger seiner Stadt ein Rathaus baute. Die Einweihung fand nach 2jähriger Bauzeit am 21. Dezember 1909 statt.

Die Ruhrtalzeitung schrieb dazu:

„Mögen die Versammlungen der Stadtväter im neuen Sitzungsaale beherrscht sein von dem Geiste der Eintracht und des gegenseitigen Sichverstehens zum Segen der Stadt und zum Wohle ihrer Bürger.“

Der Bau des Harkortturmes

Bild 11: Harkortturm

Besonders für den Bau des Harkortturms in Wetter hat er sich hervorgetan. Bereits 1880 wurde das Komitee zum Bau des Harkortturmes gebildet. Nachdem sich Herdecke und Wetter aber nicht darauf einigen konnten, wo der beste Standort des Turmes sei, ließ er kurzerhand einen Turm aus Holz auf dem Harkortberg bauen um zu zeigen, dass dort der beste Platz sei. Die aufgebrachten Herdecker sägten des Nachts die Stützen des Turmes ab und „entführten“ die Balken nach Herdecke. Die Reste des Turms warfen sie die Klippen hinab.

Die Wetteraner, zwar verärgert, ließen sich jedoch nicht einschüchtern und bauten wieder mit Gustav Vorstehers Hilfe einen neuen Turm. Nachdem Wetter dann im Losverfahren den Zuspruch für den Turm erhielt, wurde ein steinerner Turm wieder mit finanzieller Unterstützung von Gustav Vorsteher gebaut.

Im Jahr 1900 erwarb er von der Witwe Pickert ein Grundstück auf dem Nacken in Herdecke oberhalb des Zillertales, für die Errichtung eines im März 1900 beschlossenen Bismarckturmes. Dies war wohl auch als „Versöhnungsgeste“ mit Herdecke gedacht. Der Bau des Turms wurde aber nie realisiert.

Schenkung des Stadtwaldes

Zitat aus der Schenkungsurkunde für den Stadtwald vom 19.05.1906:

„Seit Jahren ist es mir ein Herzenswunsch, meinen Heimatort Wetter in den Besitz eines Stadtwaldes zu setzen, der allen Bürgern in ihrer freien Zeit Freude an der schönen Natur und Stärkung an Leib und Seele bereiten soll. Ich bin darum unausgesetzt bemüht gewesen, die bewaldeten und nicht bewaldeten Grundstücke, letzte zum Zwecke der Aufforstung, in der Umgebung des Harkortdenkmals und auf dem Wetter-Berge aufzukaufen und es ist mir zu meiner großen Genugtuung gelungen, bis jetzt 31, 60, 70 ha zum Gesamtpreis von ca. 45.000 Mark zu erwerben. Unter der Devise ‚Up ewig ungedeelt‘ überweise ich diesen Besitz hiermit der Gemeinde Wetter. … Die Gemeinde muss den Waldbestand forstwirtschaftlich pflegen und darf von dem Grundbesitz nie wieder etwas veräußern. … Möge der gesamte Besitz der Gemeinde Wetter dauernd zum Segen gereichen, das walte Gott!“

Zwei Grundstücksstreifen gegenüber des Harkortturmes gehörten noch den Landwirten Brenschede und Klinkmann. Für den Erwerb stellte Gustav Vorsteher der Gemeinde für je 60 Meter 150 Mark zur Verfügung. Am 27. Januar 1907 beschloss der Gemeinderat Verhandlungen mit den beiden Landwirten über den Erwerb zu beginnen und der Gemeindeverordnete Diergarten übernahm die Verhandlungen. Die Landwirte verlangten jedoch 315 Mark je 60 Meter. Dieser übertriebenen Forderung hat der Gemeinderat am 29. April 1907 eine Absage erteilt.

Familie Vorsteher im Strandzelt auf Norderney
Bild 12: Robert Stratmann, Gustav Vorsteher, Anna Vorsteher geb. Hülsberg, Marie Stratmann geb. Rüping

Quellen
1Kirchenbücher der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Hagen
2Kirchenbücher der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Wetter
3Kirchenbücher der Evangelischen Gemeinde Voerde
4Sammlung Heimatverein Wetter e.V.
5Artikel „Villa Vorsteher“ der Friedrich Harkort Gesellschaft in Projekte 2-1996
6Artikel „Gustav Vorsteher 1836-1914 – Ehrenbürger der Stadt Wetter“ in Schloß-Bote, Schloßverein Werdringen e.V., 4. Jahrgang Ausgabe 3 Oktober 1994
7Geschichte der Firma Idealspaten – https://www.idealspaten.de/unternehmen/unternehmensgeschichte (zuletzt abgerufen am 19.04.2023)
8Aufsatz von Herrn Walter Thiel aus dem Jahr 1981 (in der Sammlung des Heimatvereins Wetter)
9diverse Zeitungsartikel aus den Jahren 1871 bis 1914 (u.a. Hagener Zeitung; Märkisches Tageblatt; Generalanzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen; Wittener Zeitung; Kölnische Zeitung) auf der Plattform „zeit.punktNRW“

Bildquellen
1 Sammlung Heimatverein Wetter
2 JungesAltes Hagen, Heft 44 2/2019
3 Sammlung Thorsten Schmitz
4 Sammlung Heimatverein Wetter
5 Sammlung Heimatverein Wetter
6 Sammlung Heimatverein Wetter
7 Sammlung Heimatverein Wetter
8 Sammlung Thorsten Schmitz

9 Sammlung Thorsten Schmitz
10 Sammlung Heimatverein Wetter
11 Sammlung Thorsten Schmitz

12 Sammlung Heimatverein Wetter

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